Nichts hätte darauf hingedeutet, dass Victoria Miller, die allseits Vicky genannt wird, eines Tages die Lederverarbeitung zum Beruf machen würde: „Ich war über 20 Jahre lang im IT-Sektor in der Finanzbranche tätig, zuerst in Großbritannien und dann in Luxemburg als Analystin“, erklärt sie. „Nach so langer Zeit hatte ich Lust auf eine Veränderung“. Ihr Mann gehört seit vielen Jahren einem Oldtimer-Club an. Mehrere Mitglieder dieses Clubs hatten den Wunsch, den Innenraum ihres Autos restaurieren zu lassen, aber gleichzeitig einen Hauch von Originalität zu bewahren.

„Zu diesem Zeitpunkt begann ich, mich über die Innenraumaufarbeitung dieser Fahrzeuge zu informieren. Danach kehrte ich nach Großbritannien zurück, wo ich an Kursen teilnahm, um zu lernen, wie man Leder verarbeitet und Autositze aufarbeitet“, erklärt Vicky. Nach ihrer Rückkehr gründet sie der Einfachheit halber, insbesondere aus administrativer Sicht, ihr Geschäft in Deutschland. Nach zweieinhalb Jahren erhält Vicky ein Angebot von ihrem ehemaligen Arbeitgeber für eine Stelle in der Finanzbranche. Infolgedessen und weil sie merkte, dass immer mehr Leute ins Geschäft der Autosattlerei einsteigen, schließt sie ihren deutschen Betrieb und steigt wieder in den IT-Sektor in der Finanzbranche ein. Gleichzeitig bildet sie sich aber in der Lederverarbeitung weiter. „Ich habe unter anderem an Schulungen teilgenommen, um zu lernen, wie man Hundehalsbänder herstellt, Leder prägt, … Ich habe enorm viel gelesen und sehr viel im Internet recherchiert“, erläutert Vicky.

Eine erfolgreiche Neuorientierung

„Zu dieser Zeit baute das Unternehmen, in dem ich als Beraterin tätig war, Personal ab und die Arbeitsbelastung stieg deutlich an. Das war furchtbar stressig. Ich war damals 52 Jahre alt und sagte mir, dass ich so nicht bis zum Ende meiner beruflichen Laufbahn weitermachen wollte“, erklärt Vicky. Daher stellt sie einen Antrag beim Wirtschaftsministerium, um ihr Gewerbe in Luxemburg zu eröffnen und begründet ihre Expertise mit ihrer Berufserfahrung in Deutschland. Die Antwort war positiv und so wurde Missfits Custom Leather ins Leben gerufen. Victoria bereut diese Entscheidung in keiner Weise. „Ich liebe meine Arbeit, die Menschen, denen ich täglich begegne und dass ich von zu Hause aus arbeiten kann, mit meinen Hunden in meiner Nähe.“

Einzigartige Kreationen und zunehmender Erfolg

Nichts widersteht Vicky. „Wenn ein Kunde mit einer Anfrage für ein Produkt kommt, das ich noch nie angefertigt habe, probiere und experimentiere ich, bis ich das gewünschte Resultat erziele.“ Zigarrenetuis, Motorradsitze, Taschen und sogar Pistolenholster … Die Kreationen der Designerin sind sehr vielfältig. „Ich hätte nie gedacht, dass ich jemals Pistolenholster kreieren würde. Die Gelegenheit dazu ergab sich auf einer Western Convention. Ich werde nun sogar noch eine Ausbildung machen, damit ich mich in der Herstellung solcher Produkte verbessern kann“, erklärt sie. In der Tat bildet sich Vicky Miller ständig weiter und perfektioniert ihre Techniken. Von Jahr zu Jahr vergrößert und diversifiziert sich ihre Kundeschaft. Ihre Wünsche für die kommenden Jahre? „Mich ständig verbessern, Qualitätsprodukte anbieten und eine gewisse Anerkennung für meine Arbeit bekommen“, antwortet Vicky.