Wenn man die neuen Ateliers der Imprimerie Centrale, im Cloche d’Or, betritt, dann richtet sich der Blick automatisch auf die beiden alten „Heidelberger Tiegeldruckpressen“. Nur ein paar Meter neben einer riesigen Offsett-Presse der neusten Generation, scheinen diese beiden Druckmaschinen mit ihren Mechanismen aus einem anderen Zeitalter direkt aus dem Museum zu kommen. Und der Eindruck täuscht nicht … „Eine stand wirklich in einem Flur, in unseren ehemaligen Räumlichkeiten im Quartier de la Gare.“, erklärt Laurence Denoerden, die künstlerische Leiterin des Hauses.

„2017, hatten drei andere Frauen aus der Firma und ich Lust, dieses Ding wieder ins Atelier zu bringen, um verschiedene Druckerzeugnisse mit hohem Mehrwert in limitierter Auflage anzufertigen, wie hochwertige Einladungskarten, Grußkarten, Visitenkarten, Etiketten oder Notizbücher …“  Das Projekt girlsonpress war geboren.

Das Know-how von früher wiederentdecken

Der erste Schritt für Laurence, Tessy, Susi und Sandra bestand darin, zu lernen, wie man mit diesem komplizierten mechanischen Gerät umgeht. „Nur wenige Menschen haben noch das nötige Know-how, um eine Druckerpresse zu bedienen. Wir hatten das Glück, auf die Erfahrung von Patrick, einem Druckermeister, zurückgreifen zu können, der seine Berufslaufbahn mit dieser Maschine begonnen hatte. Ohne ihn wäre das alles nicht möglich gewesen.“, fährt Laurence fort, die sich freut, die Fertigkeiten der alten Drucker weiterleben zu lassen und zum Erhalt des luxemburgischen Industrieerbes beizutragen.

„Man muss wissen, dass es damals vor allem Frauen waren, die diese Druckmaschinen bedienten.“, erklärt sie.

Schönheit in der Einfachheit

Nach vielen Feineinstellungen wurde Ende 2017 eine erste Grußkarte gedruckt. Seitdem konnten zahlreiche weitere Projekte realisiert werden. Auf einer Website mit integriertem Onlineshop können Interessierte einige der handgefertigten Werke kaufen. „Im Laufe der Zeit erhielten wir Aufträge von Kunden, die sich originelle, authentische Druckerzeugnisse zum Aufheben wünschten. Die Arbeit an einer solchen Druckerpresse ist ein bisschen so, als würde man in der Küche stehen und ein ganz eigenes Rezept kreieren.“,  verrät uns  Laurence Denoerden.

„Man muss sich Zeit nehmen, den Prozess gut durchdenken, ausprobieren, schauen, wie das Papier auf die verwendete Tinte reagiert … Die Zutaten sind einfach, aber das Ergebnis ist nie gleich. Auch wenn man von einer limitierten Auflage spricht, so ist die Farbe von einer Karte zur anderen nie dieselbe. Aber genau das macht den Reiz des Vorgangs aus.“  

In einer Zeit, in der alles immer schneller geht, bietet girlsonpress letztendlich eine Rückkehr zur Authentizität, zum holprigen Rhythmus einer mechanischen Presse aus einem anderen Zeitalter, zur Schönheit in der Einfachheit.