Nach Abschluss seiner Doktorarbeit an der Universität Luxemburg über den Einfluss der Digitalisierung auf das Verhalten von Führungskräften der sogenannten „Generation Y“ begab sich Florian Feltes auf Jobsuche. Um seine Chancen zu steigern und seine Bewerbungen individuell anzupassen, griff er auf ein NLP zurück, das damals von IBM entwickelt wurde. Obwohl er so den Arbeitgeber besser verstehen konnte, mochte dieser die angewandte Methode nicht, weil er fand, dass Florian zu viel über darüber wisse, was das Unternehmen kommunizieren wolle. „Ich habe ihnen gesagt, dass dies den Prozess transparenter mache.“, erklärt Florian. Seine Bewerbung wurde abgelehnt.

An diesem Tag sprach er mit seinem Nachbarn, dem Psychologen Marcus Heidbrink, darüber. „Florian erklärte mir, dass er mithilfe von Textanalyse ihre Unternehmenspersönlichkeit analysiert. Als Psychologe konnte ich das nicht glauben. Daraufhin zeigte er es mir und verwendete dazu die Technologie von IBM Watson, einer Lösung aus dem Bereich der Künstlichen Intelligenz.“, erklärt Marcus Heidbrink, Mitbegründer von Zortify. Sie begannen mit Tests, um Daten zu sammeln. Sie befragten zahlreiche Personen: Studierende, junge Erwerbstätige, … und stellten Fragen zur Persönlichkeit sowie offene Fragen. Nach dieser Datensammlung war klar: Es ist möglich, anhand seiner Antworten und seiner Schreibweise mehr über die Persönlichkeit eines Menschen zu erfahren. Marcus erklärt: „Ich konnte es noch immer nicht glauben, aber die Ergebnisse waren vielversprechend.“  Tatsächlich war es möglich, anhand ihrer Antworten enorm viel über ihre Persönlichkeit zu erfahren. So entstand also Zortify 2018 in Luxemburg im  House of Startups.

Marcus schlug vor, weiterhin mit dem Technologien von IBM zu arbeiten, was Florian ablehnte, vor allem aufgrund der Zusammenarbeit mit der Universität Luxemburg und deren Expertise. Sie entwickelten also ihre eigene NLP-Technologie. Eine ausgezeichnete Entscheidung, da sie mit dem von ihnen selbst entwickelten Programm ihre Ziele viel schneller als erwartet erreichen und sogar übertreffen konnten.

 

Derzeit werden die von Zortify entwickelten NLP-Technologien weltweit in mehreren Ländern eingesetzt und unterstützen Unternehmen im Bereich der HR Tech (Human Resource Technology, die Innovationen wie Automatisierung nutzt, damit sich die HR-Abteilungen wieder mehr auf den Menschen konzentrieren können). Zortify entwickelt Lösungen für die Rekrutierung, die Zusammenstellung von Teams, die Integrität der Bewerber, … und weitere Projekte sind bereits in der Entwicklungsphase – immer mit dem Ziel, die Entscheidungsfindung der Kunden zu erleichtern. Die Schaffung der Zortify Labs, in Zusammenarbeit mit Luxemburger Forschungsinstituten, soll diese Technologie über die HR-Technologie hinaus ausweiten, um Informationsebenen aufzudecken, die für das menschliche Auge nicht sichtbar sind, und so die Entscheidungsfindung zu erleichtern und zu verbessern.

„Von Luxemburg nach Europa“

Auch wenn es ihre Ambition ist, überall auf der Welt präsent zu sein, war es eine Selbstverständlichkeit, sich in Luxemburg niederzulassen. „Von Luxemburg nach Europa“, fassen es die Gründer zusammen. Mehrere offensichtliche Gründe veranlassten sie dazu, Zortifiy in Luxemburg zu gründen.

Erstens konnte Florian eine Zusammenarbeit mit der Universität Luxemburg aufbauen, da er hier seinen Doktortitel erlangt hatte.

Zweitens hat das Land schon immer viele Expats angezogen – ein Glücksfall für Zortify! Die kulturelle und vor allem sprachliche Vielfalt ist ein nicht zu unterschätzender Vorteil bei der Entwicklung ihrer Projekte. In den meisten Fällen werden die Tests in der jeweiligen Muttersprache der Person durchgeführt. Tests von anderen Unternehmen hingegen sind in den meisten Fällen in amerikanischem Englisch. Dadurch besteht die Gefahr, dass selbst eine englischsprachige Person bei der Analyse diskriminiert wird. Dass die Tests an die Muttersprache angepasst werden, ist also ein großer Vorteil für den Bewerber. Und dank der Vielfalt Luxemburgs können verschiedene Sprachen schnell integriert werden, sowohl gängige wie Französisch oder Deutsch als auch weniger häufig gesprochene wie zum Beispiel Luxemburgisch.

In den kommenden zwei Jahren wollen sie das führende NLP-Unternehmen in Europa werden und sich dann weiter entwickeln.